Im Triathlon Coaching nimmt das Wissen eine zentrale Position ein und wird oft als unerlässlich betrachtet. Es ist jedoch essenziell zu erkennen, dass Wissen kein statisches Konzept darstellt, sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt. Unser Verständnis vom menschlichen Körper und seiner Reaktion auf Belastungen ist äußerst komplex und unterliegt fortwährenden Veränderungen.
Ein renommierter Sportwissenschaftler, Dr. Tim Noakes, hat darauf hingewiesen, dass die Ursachen für Ermüdung während sportlicher Aktivitäten noch nicht vollständig erforscht sind. Obwohl viele von uns subjektive Empfindungen wie Energiemangel oder Übersäuerung erleben, sind diese aus wissenschaftlicher Sicht nicht immer eindeutig nachweisbar.
Ein gängiges Missverständnis besteht darin, den menschlichen Körper als eine Maschine zu betrachten, die durch Leistungstests exakt definiert werden kann. Laborergebnisse, wie sie bei Belastungstests erzielt werden, sind oft nur eine Momentaufnahme und können die komplexe Realität nicht vollständig abbilden.
Die präzise Beurteilung des Leistungszustands basiert nicht allein auf Messwerten wie maximaler Sauerstoffaufnahme oder verschiedenen Schwellenwerten. Vielmehr ist die tatsächlich erreichte Endgeschwindigkeit von entscheidender Bedeutung. Dennoch können Messungen von Puls, Sauerstoffgehalt und Laktatwerten wertvolle Informationen liefern, um den aktuellen Leistungszustand zu bestimmen und das Training entsprechend anzupassen.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine wissenschaftliche Herangehensweise allein harte Arbeit und intensives Training nicht ersetzen kann. Sie dient vielmehr als Unterstützung für Trainer und Athleten. Ein grundlegendes Prinzip effektiven Trainings ist die Progressivität, sprich die schrittweise Steigerung der Belastung über einen bestimmten Zeitraum. Dies erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belastung und Erholung, um Verletzungen und Überlastung zu vermeiden.
Athleten haben die Möglichkeit, ihr Wissen durch verschiedene Informationsquellen zu erweitern, darunter Bücher, das Internet sowie den Austausch mit Trainern und anderen Sportlern. Je nach persönlichem Interesse und verfügbarer Zeit können sie sich mit Themen wie Medizin, Physiologie, Psychologie, Ernährung und Technik auseinandersetzen.
Insgesamt zeigt sich, dass ein solides Wissen über Trainingsprinzipien und -methoden zwar ein wesentlicher Bestandteil eines effektiven und abgestimmten Trainings ist, jedoch stets in Verbindung mit praktischer Erfahrung und individuellen Bedürfnissen betrachtet werden sollte.
ERFAHRUNG UND TRIATHLON TRAINING: DIE BEDEUTUNG PRAKTISCHER ERFAHRUNG
Neben dem theoretischen Wissen spielt auch die praktische Erfahrung eine entscheidende Rolle im Training. Über die Jahre hinweg hatte ich das Privileg, gemeinsame Trainingseinheiten mit internationalen Spitzensportlern zu absolvieren oder sie bei ihren Einheiten zu beobachten. Dabei wurde deutlich, dass viele erfolgreiche Sportler ihre eigene, oft von traditionellen wissenschaftlichen Trainingskonzepten abweichende Methode entwickelt haben.
Obwohl Lehrbücher betonen, dass härtere Trainingseinheiten erst nach einer Phase lockerer Grundlagenausdauer eingeführt werden sollten, zeigen die Erfahrungen vieler Langzeit-Athleten, dass dies nicht immer der Fall ist. Diejenigen, die an Erfahrung fehlen, sollten offen sein für das Lernen aus den Erfahrungen anderer, sei es durch Gespräche, das Lesen von Büchern oder das Einholen von Meinungen erfahrener Trainer.
Jeder Athlet ist ein Individuum, und was für den einen funktioniert, mag für den anderen ungeeignet sein. Es ist wichtig, sich Fehler zu erlauben, aber noch entscheidender ist es, aus ihnen zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Die Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung ist entscheidend für den Erfolg im Training und Wettkampf.
UMGEBUNG: TRAININGSPARTNER UND SPORTVEREIN
Ein oft übersehener Faktor in der Trainingsplanung ist die Wahl der passenden Trainingspartner. Die Frage ist, ob man beim Training jemanden hat, der herausfordert und motiviert oder ob man selbst diese Rolle übernehmen muss. Triathleten haben oft die Möglichkeit, spezifische Trainingsreize zu setzen, indem sie mit Spezialisten aus den einzelnen Disziplinen trainieren. Ebenso bedeutend ist die Auswahl des Sportvereins, wobei Trainingsbedingungen, Betreuungsqualität und die Möglichkeit, mit geschätzten und gut harmonierenden Athleten zu trainieren, eine entscheidende Rolle spielen.
UMSETZUNG: EFFIZIENTE ZIELUMSETZUNG
Der letzte und vielleicht bedeutendste Teil des Coaching-Ansatzes ist die Umsetzung. Es geht darum, wie man sein Wissen, seine Erfahrungen, sein Geld und seine Zeit so einsetzt, dass persönliche Ziele erreicht werden. Profis analysieren alles gründlich und versuchen, jeden beeinflussbaren Teil optimal auf ihre Ziele auszurichten, ohne Kompromisse einzugehen. Ein einfaches Beispiel unterstreicht die Wichtigkeit der Umsetzung: Wenn ein Athlet eine einstündige Laufeinheit plant und nach 55 Minuten an seiner Haustür vorbeiläuft und dann aufhört, bedeutet das über ein Jahr hochgerechnet bereits 30 Stunden weniger Training im Vergleich zu jemandem, der konsequent 60 Minuten läuft. Die Umsetzung des Trainingsplans wird auch von unserem direkten Umfeld beeinflusst. Es ist wichtig zu berücksichtigen, wie sich sportliche Ziele auf berufliches und persönliches Umfeld auswirken und ob Anpassungen nötig sind, um beides in Einklang zu bringen.